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Tag 3 Lovina Beach - Tempelhopping 1

Frühstück, Dusche und um 10:00 Uhr steht Gede bereit für die gebuchte Fahrt nach Pemuteran. Die meisten Touristen sind wie die meisten Balinesen mit Mopeds unterwegs. Das ist sicher eine unabhängige, preiswerte und einfache Methode, die Insel zu erkunden. Man kommt überall hin und sicher macht es auch viel Spass. Aber einerseits habe ich meinen Führerschein innerlich zurückgegeben (gestohlen und nie wieder einen neuen beantragt). Aber viel beeindruckender war es für mich, mit der Geschichte des Motorradunfalls meines Vaters, der ihn fast das Leben gekostet hätte, aufzuwachsen. Tief sitzende Abneigung gegen schnell fahrende motorisierte Zweiräder.

Ich denke, rein rechnerisch geht das auf, wenn ich Anschaffung, Steuern und Versicherungen spare und mich statt dessen gelegentlich chauffieren lasse. So genießen wir die Fahrt nach Westen. In unserem Reiseführer werden die Tempel rund um Pemuteran lobend erwähnt. Der Pura Kerta Kawat liegt direkt an der Strecke und Gede fährt ihn als ersten an. Der große Parkplatz vor dem Tempel steht voll schwarzer Limousinen mit amtlichen Nummernschildern. Und zwei Reisebusse stehen dort. Gede meint, es könne sein, dass wir nicht in den Tempel können, weil eine Zeremonie stattfindet und offenbar mit Regierungsvertretern. Aber wir dürfen und die Zeremonie ist fast zu Ende. Der Tempel ist einfach und wir haben schnell alles gesehen und weiter geht es zum Pura Melanting. Die Regierungsautos sind auch schon hier. Der Pura Melanting ist groß, weitläufig und ausgesprochen schön, mit vielen bemalten Skulpturen. Hier strollen wir etwas länger rum und anschließend essen wir einen Suppe mit Klößen. 

Gestärkt wollen wir nun hinauf zum Puncak Manik. Laut Reiseführer soll es fast eine Stunde dauern bis man über endlose Stufen den Tempel erreicht. Nach ca. 20 Minuten, von einem älteren Makaken in gleichbleibenden Abstand von 20 Metern verfolgt, erreichen wir eine kleine Anlage, eine Plattform mit den typisch balinesischen Schreinen auf denen sich einige Affen tummeln. Vielleicht sechs oder sieben Menschen sitzen dort im Gebet, die wir nicht stören wollen. Wir suchen den weiteren  Weg, aber da wir nichts mehr finden, gehe ich doch zurück zu den Betenden. „Puncak Manik?“ Ja, der sei hier, und sie winken uns näher. Anscheinend findet auch hier gerade eine Zeremonie statt. Ein „Priester“ (?) murmelt, hält Blüten und einen Becher mit Wasser in der Hand, geht dann zu einem der Betenden, den er mit Wasser beträufelt. Wir sitzen am Rand der Plattform und müssen uns ständig gegen aufdringliche Affen wehren. Allmählich wird aber auch die Zeremonie aufdringlich. Ein Junge weist uns an, was wir zu tun hätten: Hände falten und vor die Stirn nehmen, verneigen… Man reicht jedem von uns ein Räucherstäbchen. Hochhalten vor die Stirn, verneigen, dem folgen zwei aus Blättern geformtes Schälchen mit Blüten. Eine rote Blüte nehmen, vor die Stirn halten usw. Inzwischen hat der Priester begonnen, alle Anwesenden der Reihe nach mit einer Muschel zu übergießen, auch uns wird es zuteil. Danach wendet er sich wieder dem einen jungen Mann zu, murmelt, spricht Zauberformeln, bewegt die Hände als würde er etwas Unsichtbares aus dem Bereich vertreiben. Er gerät immer mehr in eine Art Ekstase, Wasser wird wiederholt verschüttet, Formeln gesprochen und anscheinend auch ein Gespräch mit einem zu vertreibenden Geist geführt. Melanie bekommt richtig Angst, ich bin fasziniert, halte das alles aber für Humbug. Zwischendrin müssen wir weiterhin Affen vertreiben, die von der ganzen Schau unbeeindruckt weiterhin an unsere Habe wollen. 

Der Priester oder Schamane scheint nun einen epileptischen Anfall zu bekommen, weil nicht mehr genug Wasser in seinem Becher ist. Nachdem er aus einem Kanister Nachschub erhält, verändert sich seine Trance anscheinend zum Guten. Ich muss erwähnen, dass der Altar von einem Drahtkäfig umgeben ist, mit einer kleinen Tür, die der Assistent erst umständlich öffnen muss, ehe er an den Kanister geweihten Wassers kommt. Der epileptische Anfall wirkte sehr bedrohlich. Ich hab nun genug und raune Melanie ein „Lass uns gehen“ zu. Zwei Jungs mit Stöcken schickt man uns anscheinend als Begleitung und Schutz vor den Affen hinterher. Erleichtert steigen wir die Stufen hinab. Ein kleines, unscheinbares Heiligtum, welches den Weg nicht lohnt und ein unvergessliches Abenteuer. 


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